2007-02-28

Mullah Dadullah als Nachfolger bin Ladens?

--- Spiegel Online stellt einen neuen Taliban-Führer vor:
Es lässt Menschen vor laufender Kamera den Kopf abschneiden, befehligt nach eigenen Worten ein Heer von 6000 Selbstmordattentätern: Mullah Dadullah gibt sich als der neue Anführer der Taliban. Den westlichen Truppen in Afghanistan droht er mit einem blutigen Frühling. Falls Osama Bin Laden Starallüren haben sollte, wird er in seinem Versteck dieser Tage Depressionen bekommen. Lange schon flimmerte das Konterfei des Scheichs der Terrororganisation al-Qaida nicht mehr in den Abendnachrichten. Und die Taliban? Sie brauchen Bin Laden nicht mehr als Führungsfigur. Für ihren Kampf gegen die westlichen Truppen und die Regierung von Hamid Karzai in Afghanistan haben sie ihren "eigenen Star", warnen westliche Geheimdienstler. Der neue Albtraum am Hindukusch heißt Mullah Dadullah, trägt tiefschwarzen Bart, stets eine Militärjacke und ist medial omnipräsent. Die blutrünstige Propaganda des Taliban-Kommandeurs ist nahe der afghanischen Grenze nicht schwer zu finden. Fast jeder CD-Händler auf dem Basar in Peschawar hat die neuesten Videos des Taliban-Anführers. "Ach so, sie wollen die Dadullah-Tapes", sagt einer, "die sind gerade sehr beliebt". Kaum eine Minute verschwindet er, dann kommt er mit einem ganzen Stapel wieder. Knapp drei Euro will er pro Stück. Wer mehrere kauft, bekommt Rabatt. Die Bilder auf den DVDs zeugen von Selbstbewusstsein und der neuen Professionalität der Taliban. Sie kündigen einen blutigen Frühling in Afghanistan an, in dem die internationalen Truppen einer erstarkten Talib-Armee und einer reorganisierten Führungsriege gegenüberstehen. Gut bewaffnet und logistisch besser organisiert denn je rüsten sie zur Schlacht gegen die verhassten Nato-Besatzer, deren Allianz in der letzten Zeit Risse zeigte. "Es soll der Sommer der Entscheidung werden", sagt einer, der ab und an mit Taliban-Kommandeuren Tee trinkt. ... Erst kürzlich hat Dadullah persönlich das Szenario für die kommenden Monate skizziert. Fast wie ein normaler Politiker lud er Journalisten von al-Dschasira zu sich in die Berge ein. Bei aller Propagandarhetorik müssen seine Worte beunruhigen: 6000 Freiwillige für Selbstmordanschläge befehlige er, deren Angriff stehe "unmittelbar" bevor. Einige seiner Männer seien schon auf dem Weg zu ihrer Mission, die er als "Blutbad der Besatzer" umreißt. Das symbolische Attentat auf den US-Vizepräsidenten vom Montag lässt befürchten, dass Dadullahs Drohungen keineswegs nur hohle Phrasen sind.
Mehr zu dem neuen Schreckgespenst und dessen PR-Abteilung Al Sabah unter anderem in der Berliner Zeitung.

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