2007-03-13

Rätselraten um Bedeutung der "Stimme des Kalifats"

--- Nach den Terrordrohungen vom Wochenende, wird an vielen Orten über die Bedeutung der bereits im Vorfeld in Erscheinung getretenen "Stimme des Kalifats" spekuliert:
Es war im Sommer 2005, da begann die "Globale Islamische Medienfront" (GIMF) ehrenamtliche Mitarbeiter zu suchen: "Ihr, die ihr die Mudschahidin unterstützen wollt! Die 'Front' ruft Euch!", hieß es in dem Aufruf der GIMF-Führung, den sie auf einer einschlägigen und für solche Zwecke geeigneten Dschihad-Website streute. "Wer die Nachrichten der Mudschahidin und ihre Erklärungen verbreiten will, den rufen wir!" Gut möglich, dass es dieser Appell war, aus dem heraus sich die deutschsprachige Filiale der GIMF entwickelte. ... Ein halbes Jahr lang hatte es den Anschein, es ginge den Machern dieser "deutschen GIMF" alleine darum, die Ideologie von al-Qaida & Co. zu verbreiten. Seit neuestem und aus gegebenem Anlass keimen bei deutschen Sicherheitsexperten aber mittlerweile Zweifel, ob man es wirklich nur mit Propaganda-Schleudern zu tun hat. ... Vom reinen Lautsprecher von al-Qaida & Co. hin zum eigenständigen Akteur: Hat die GIMF einen Entwicklungssprung gemacht? Ob hinter der Drohung ernsthafte Terrorpläne stecken, ist völlig unklar. ... Dass das Video in Deutschland, Österreich oder der Schweiz produziert wurde - darauf weist aus Sicht der Sicherheitsexperten vor allem eines hin: die fast einwandfreie deutsche Übersetzung der arabischen Rede, die ein Vermummter in einer Art Fernsehstudio hält. Sie enthält in Teilen sogar die neue deutsche Rechtschreibung, allerdings auch einige Rechtschreibfehler. Die Nachrichtenagentur ddp berichtet darüber hinaus unter Berufung auf Sicherheitskreise, es gebe Vermutungen, dass der Inhalt der Botschaft auf die Webseite eines Servers in der Bundesrepublik aufgespielt wurde. Der Text habe nur von Deutschen oder von in Deutschland lebenden Muslimen der zweiten oder dritten Generation mit einwandfreien Grammatikkenntnissen stammen können - so gibt ddp die Einschätzung eines Experten wieder. Dritter Hinweis ist der Fokus der Botschaft auf Deutschland und Österreich. Beides sind Länder, die die arabischsprachige Dschihadistenszene eher selten umtreiben. Besonders die Kritik an Österreichs Einsatz in Afghanistan scheint bemüht. Schließlich ist das Land dort mit bloß vier Stabsoffizieren vertreten. Besonders hart sind diese Indizien aber nicht. Denn einer der Trends in der Propagandaarbeit von al-Qaida und verwandten Organisationen ist es seit Monaten, dass immer mehr Material in qualitativ guten Übersetzungen verbreitet wird. ... Das Video wurde am Wochenende auf mindestens zwei Websites veröffentlicht: Einer arabischsprachigen Pro-Dschihad-Seite, die fast alle islamistischen Terrororganisationen seit mehr als einem Jahr stetig nutzen, um ihre Communiques zu publizieren - und auf der Website der deutschen GIMF. Allerdings bekennt sich die deutsche GIMF an keiner Stelle dazu, das Band selbst gedreht zu haben. Als Absender der Warnungen und Produzent des Videos wird die "Stimme des Kalifats" angegeben. Die "Stimme des Kalifats" trat erstmals 2005 in Erscheinung: Es war der Name, den die arabische GIMF ihrer Online-Fernsehsendung gab. ... Ende 2006 wurde eine Erklärung auf den einschlägigen arabischen Dschihad-Foren verbreitet, dass der Sender "Stimme des Kalifats" und die GIMF sowie ein weiterer Propagandakanal namens "al-Firdaws" nunmehr verschmolzen worden seien. Schon im August 2005 hatte die arabische GIMF-Führung außerdem festgestellt, sie gehöre nicht zu al-Qaida: "Die GIMF ist eine islamische Medienbasis im Internet. Sie ist die Botschafterin der Mudschahidin gegenüber den Muslimen und jenen Nichtmuslimen, die dem Islam nicht feindlich gegenüberstehen", hieß es in dem Text. Die GIMF gehört niemandem. Sie gehört zu keiner Organisation oder bestimmten Gruppe."
In Folge einer dpa-Meldung nutzen auch andere Medien wie N24 derweil den Aufhänger "Blogger als Terroristen", weil die GIMF-Seite auf Blogger-Software basiert und eine Art "Terror-Podcast" vertreibt: Islamisten nutzen virtuos nicht nur neueste Verschlüsselungstechnologien. Sie treten auch als Blogger auf. Das Video der "Stimme des Kalifats", in dem Anschläge in Deutschland und Österreich angedroht werden, wurde nicht nur von arabischen TV-Stationen gesendet, sondern erschien parallel dazu auf vielen Webseiten. Mit überall erhältlichen Verschlüsselungsprogrammen verhindern die Extremisten, dass sie beim Hochladen der Videos auswertbaren Spuren im Netz hinterlassen. Auch nutzen die Extremisten massiv Online-Werkzeuge, die ursprünglich für Bürgerjournalisten geschaffen wurden, wie die Nachrichtenagentur dpa schreibt. So meldete sich auf der Weblog-Plattform Wordpress.com eine "Globale Islamische Medien-Front" (GIMF) zu Wort - ein seit Jahren tätiger unbekannter Personenkreis, der islamistische Propaganda im Internet verbreitet. Festzuhalten ist auf jeden Fall, dass die GIMF von Blogspot auf Wordpress (http://gimf1.wordpress.com/) umgestellt hat und die Vorschautechnik Snap einsetzt. Das Bundesinnenministerium warnt derweil über die BILD und auf der eigenen Website: "Schwarz-Rot-Gold ist keine Schutzweste mehr" - als ob es das je gewesen wäre.

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