2007-04-05

Terroristen all over bei Spiegel Online und anderswo

--- Spiegel Online berichtet mal wieder ausgiebig über aktuelle Terrorbestrebungen und -netze in Nah und Fern. Zum einen geht es um Bin Ladens Eurofighter, also die ausgemachte Unterwanderung der EU durch al-Qaida:
Die Forscher umschrieben ihre Aufgabenstellung ambitioniert: "Wir müssen wissen, wer die Dschihadisten sind, woher sie stammen und wie sie aussehen." Ganz konnten die Niederländer Edwin Bakker und Teije Hidde Donker diesen Anspruch nicht einlösen. Aber ihre Studie "Dschihadistische Terroristen in Europa" liefert dennoch zuhauf spannende Ergebnisse. 242 Personen haben sie sich vorgenommen, die von 2001 bis 2006 in 28 Netzwerken organisiert waren, 31 Anschläge geplant und zum Teil auch durchgeführt haben oder haben sollen. (Einige gelten bisher als mutmaßliche Terroristen, weil die Verfahren noch nicht abgeschlossen sind.) Die Liste umfasst wenig bekannte Plots wie den Versuch, 2004 das oberste spanische Gericht anzugreifen, aber auch prominente Terrorattacken: zum Beispiel die Ermordung Theo van Goghs 2004 oder die Bomben in der Londoner U-Bahn 2005. Eines der wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung: Es gibt keinen Standard-Dschihadisten. Die insgesamt 28 identifizierten Netzwerke unterscheiden sich den Forschern zufolge untereinander erheblich. Manchmal hatten die Behörden es mit Einzeltätern zu tun, im Falle der Bomben gegen Madrider Vorortzüge 2004 dagegen mit mehr als 30 Personen. Auch was das Alter der Attentäter angeht, klaffen die Daten auseinander: Der jüngste war 16, der älteste 59 - da ist es wenig aussagekräftig, dass der Durchschnitt bei 27,3 Jahren liegt. Im Inneren sind die Zellen allerdings überraschend homogen: Pakistaner finden meistens zu Pakistanern, Marokkaner zu Marokkanern und - im Falle der Kofferbomber in Deutschland - Libanesen zu Libanesen. Die meisten Dschihadisten sind Männer. Nur fünf Frauen tauchen in der Auswertung auf. Auch die Ziele und Methoden unterscheiden sich nicht allzusehr. Mit Abstand am häufigsten wurden Verkehrssysteme ins Visier genommen, in vielen Fällen sollte Sprengstoff zum Einsatz kommen. Die Zielauswahl war durchgehend perfide: Die Pläne richteten sich ausschließlich gegen zivile Einrichtungen oder Zivilisten. Unter den 242 Dschihadisten waren 11 Selbstmordattentäter - die die verheerendsten Anschläge begingen. ... Die Euro-Terroristen rekrutieren sich selbst. Das Internet spielt dabei eine besondere Rolle. Denn viele der untersuchten Dschihadisten versorgten sich über das Netz mit Propaganda von al-Qaida & Co. - und zwar verstärkt innerhalb weniger Monate vor der Tat. Das erhärtet, was Sicherheitsbehörden längst fürchten: Die Radikalisierungsphase fällt immer kürzer aus.
Auf der Basis vo US-Medienberichten gibt es zudem Einblicke in die afghanische Unterwelt unter dem nicht weniger aufmerksamkeitsstarken Aufhänger Al-Qaida reloaded: Die Nachrichten sind alarmierend: US-amerikanische und französische Geheimdienste sind überzeugt, dass das Terrornetzwerk al-Qaida sich reorganisiert. Sogar neue Ausbildungscamps soll es geben: In Afghanistan, aber vor allem in den schwer zugänglichen Stammesgebieten Nord-Pakistans. Eine neue Generation von Kadern sei nachgewachsen, heißt es - und einige werden verdächtigt, Anschläge im Westen zu planen. ... die Versuche, sich neu zu organisieren, sind unübersehbar. Die neuen Camps sind ein Indiz. Zwischen 10 und 300 Dschihadisten fassen sie, berichtet "Time". "Wir wissen, dass es sie gibt, aber es ist wie eine Nadel im Heuhafen zu suchen", zitiert das Magazin einen US-Militär in Afghanistan. Das Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan, erklärte jüngst Generalleutnant Michael D. Maples vom US-Militärgeheimdienst DIA, sei "ein Zufluchtsort für al-Qaida". ... Die CIA und Vizepräsident Dick Cheney haben ihre Sorge der pakistanischen Regierung von Präsident Pervez Musharraf bereits deutlich zur Kenntnis gebracht. Sie brachten markierte Karten mit. Auf den ersten Blick ist auf den schwarz-weißen Bildern nicht viel zu sehen. Doch es sind kleine Gehöft-ähnliche Strukturen, um die es ging: Meist nicht mehr als zwei bis drei Häuser, umgeben von hohen Mauern. Hier vermuten die US-Geheimdienstler die neuen Lager der Qaida. Die sogenannten "Tribal Areas", in denen sie liegen, entziehen sich Islamabads Kontrolle von jeher. Stammesfürsten agieren hier nach Gutdünken und bieten al-Qaida und den Taliban Unterschlupf. Innerhalb des US-Militärs wird bereits über Luftschläge auf pakistanischem Gebiet ohne Deckung durch Musharraf diskutiert, noch aber haben jene die Oberhand, die den Militärmachthaber nicht weiter unterminieren wollen. Eine ganze Reihe von Qaida-Kadern sind in die erste Reihe aufgerückt, warnen Geheimdienste. Und Aiman al-Sawahiri, der Stellvertreter Bin Ladens, könnte mehr Fäden in der Hand halten als bisher vermutet. Nach Erkenntnissen von CIA-Agenten in Pakistan kann der Ägypter innerhalb von 24 Stunden auf Anfragen anderer Kämpfer antworten. "Die Zeit der rigorosen Vorsicht scheint vorbei, Männer wie al-Sawahiri werden selbstsicherer", sagte ein westlicher Geheimdienstler kürzlich in Islamabad. In einem Fall fingen die Dienste sogar Anweisungen ab, wie mit einem Gefangenen umzugehen sei. "Die Befehlskette ist wieder geschlossen", zitiert die "New York Times" einen US-Beamten. ... Im vergangenen Sommer planten Islamisten, von London aus mehrere Passagierflugzeuge zu sprengen. Der Plan konnte vereitelt werden - doch die Spuren führten erstmals seit langer Zeit wieder bis zu einem bekannten Qaida-Kader. Der Ägypter Abu Ubaida al-Masri, so die "NYT", wird als Drahtzieher betrachtet. Er gilt als möglicher Nachfolger von Hamsa Rabia, dem 2005 getöteten Operationschef al-Qaidas, der wiederum bereits der vierte Nachfolger des legendären Chalid Scheich Mohammed war.

Bei LiveLeak gibt es derweil das neue Drohungsvideo der irakischen Entführer der beiden Deutschen. Mehr dazu in Telepolis: Pünktlich zum Abflug der deutschen Tornados nach Afghanistan, die nach wiederholter und deswegen nicht glaubhafterer Beteuerung von Verteidigungsminister Jung nur der Aufklärung dienen, aber nicht an Kampfeinsätzen beteiligtt sein wollen, haben die Entführer der beiden deutschen Geiseln im Irak wieder ein Video veröffentlicht. ... Nun scheinen die GIMF, eine Gruppe, die man in Deutschland und/oder Österreich vermutet und die vornehmlich deutsche bzw. englische Übersetzungen von Videos islamistischer Terroristen herstellt und im Netz verbreitet, und die "Pfeile der Rechtschaffenheit" direkt zu kooperieren. "Der zweite Aufruf an die deutsche Regierung" wurde jedenfalls von der "Abteilung für Fremdsprachen" der GIMF, wie es großsprecherisch heißt, übersetzt. Die GIMF, möglicherweise nur ein Ein- oder Zwei-Mann-Betrieb, will sich im deutschsprachigen Raum damit weiter profilieren ... In dem Video fleht wiederum Hannelore K. die Menschen in Deutschland auf deutsch an, ihnen zu helfen. Sie hätten nur noch kurze Zeit zu leben. "Bitte, macht was, helft uns", sagt sie wiederholt unter Weinen und schlägt vor, beispielsweise sich an Zeitungen zu wenden oder Protestmärsche zu organisieren. In der offenbar von den Entführern instruierten Ansprache der Entführten heißt es etwa, dass Deutschland und Österreich so lange sicher waren, bis sie sich mit den Amerikanern in eine "teuflische Koalition" eingereiht hätten. Die Kamera ist, während die Hannelore K. spricht, meist auf ihren Sohn gerichtet, der versucht, in diesem demütigenden und grausamen Schauspiel Haltung zu bewahren.

Update: Passend zum Thema auch: Not for your average jihadi. Al-Fajr Information Center, a jihadist organization, recently published the February issue of Technical Mujahid, a magazine released once every two months that is available online. ... According to the editor-in-chief of Technical Mujahid, Abu al-Mothanna al-Najdi, the objectives of the magazine are to eradicate the phobia and anxiety suffered by those who refrain from participating in jihad because they erroneously believe that intelligence services are monitoring their every move. Additionally, the publication aims to spread a sense of security, vigilance and self-confidence, in a scientific way, among members of jihadist forums by educating them in jihadist propaganda and enhancing their knowledge of field operations.

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