2007-05-17

Keine Hoffnung für Irak - außer Iran

--- Auch der neue YouTube-Channel des Pentagon kann anscheinend nichts an den Warnungen vor dem "endgültigen" Kollaps des Irak ändern:
Andauernde Macht- und Vernichtungskämpfe gefährdeten das Bestehen des Landes in seiner derzeitigen Form, heißt es in der Studie des Forschungsinstitutes Chatham House in London. Der Irak sei nicht nur durch einen Bürgerkrieg zerrissen, sondern durch Aufstände, an denen verschiedene religiöse, politische und ethnische Gruppen beteiligt seien. Um eine politische Lösung für den Irak zu finden, müssten die Sunniten in die Regierung miteinbezogen werden, warnte das Institut in seinem Bericht mit dem Titel „Die Wirklichkeit im Irak annehmen“. Außerdem müsse der radikale Schiitenführer Moktada Sadr als rechtmäßiger politischer Partner anerkannt werden, und für die Anliegen der Kurden sei eine „positive Antwort“ zu finden. Die irakische Regierung sei nur einer von mehreren „staatsartigen“ Handlungsträgern, hieß es in dem Bericht. Sie sei „weitgehend unerheblich“, was das gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Leben angehe. Dem Staat drohe die Spaltung und damit der Zusammenbruch. Vertreter des Irans und der USA wollen am 28. Mai im Irak über die schwierige Lage in dem Land sprechen. Um andere Themen werde es bei dem Treffen nicht gehen, betonte der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki bei einem Außenministertreffen der Organisation der Islamischen Konferenz am Donnerstag in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. „Nichts außer dem Irak steht auf dem Programm.“ Der Iran und die USA haben seit 1979 keine diplomatischen Beziehungen mehr miteinander.
Soweit ist es also schon, dass für die USA die letzte Hoffnung nun also anscheinend just Teheran mit seiner "Schurkenregierung" ist.

Und sonst: Schaulaufen der republikanischen Präsidentschaftskandidaten unter dem Motto: Wer ist der Härteste im ganzen Land?: John McCain, damals wie heute Senator von Arizona, machte in der Debatte eine relativ gute, bedachtsame, konsequente Figur, gemessen daran, dass er der leidenschaftlichste Anwalt des Irak-Krieges ist, den die USA noch haben. Den Streit über das konservative Echtheitszertifikat losgetreten hatte übrigens der frühere Gouverneur John Gilmore aus Virginia, der mit fahrigem, blassen Auftreten bei der TV-Debatte seine schmale Chance wohl verspielt hat. Ganz und gar verspielt hat sie Ron Paul, der silberhaarige betagte Texaner und einzige Kriegsgegner in der Runde. Er verstieg sich plötzlich zu langen Ausführungen darüber, dass al-Qaida Amerika nicht wegen der Freiheiten und des christlichen Glaubens angreife, sondern weil „Amerika Hass erzeugt“. Es war ein politischer Suizidversuch auf offener Bühne, und Rudy Giuliani gab Ron Paul den Gnadenschuss. „Das ist“, rief er mit flammendem Blick, „eine erstaunliche Feststellung. Ich habe schon viele Begründungen zum 11. September gehört, aber noch nie eine dermaßen armselige!“ Paul gibt sich auf seiner Kandidatensite erstaunlich Web-2.0-gewandt, aber dürfte wohl bei der falschen Partei sein.

Nicht mehr ganz taufrisch, aber sehenswert ist die knapp einstündige Videodokumentation "Spin" von Brian Springer, die dem großen TV-Publikum verborgene Satelliten-Übertragungen auf Flüstereien der Spindoktoren im US-Wahlkampf 1992 hin auswertet: Using the 1992 presidential election as his springboard, documentary filmmaker Brian Springer captures the behind-the-scenes maneuverings of politicians and newscasters in the early 1990s. Pat Robertson banters about "homos," Al Gore learns how to avoid abortion questions, George Bush talks to Larry King about halcyon -- all presuming they're off camera. Composed of 100% unauthorized satellite footage, Spin is a surreal expose of media-constructed reality. Dank an Max für den Tipp.

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