2007-07-24

"Infame Propaganda" der Taliban beklagt

--- Im letzten Posting war der "Infowar" der Taliban im afghanischen Geiseldrama ja schon angeklungen, jetzt gibt es dazu Einzelheiten aus Sicht der Bundesregierung:
Die noch lebende deutsche Geisel in Afghanistan ist nach ARD-Informationen aufgespürt worden. Dem Ingenieur gehe es entgegen der Angaben der radikal-islamistischen Taliban-Miliz vergleichsweise gut. Die Gotteskrieger sind in dem Fall offenbar nur Trittbrettfahrer. Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi hatte am Dienstag behauptet, dass die deutsche Geisel gesundheitliche Probleme habe. Er sagte: "Der Deutsche ist sehr krank, er hat Diabetes". Die Aufständischen hätten keine Medikamente. "Deswegen können wir ihm nicht helfen." Es gibt allerdings erhebliche Zweifel daran, dass sich die Geisel tatsächlich in der Hand der Taliban befindet. Experten vermuten, dass die Entführung stattdessen auf einen Stammeskonflikt mit kriminellem Hintergrund zurückgeht und die Rebellen die Geiselnahme für ihre Zwecke instrumentalisieren. ... So etwas wie das Verhalten der Taliban, die im aktuellen Geiseldrama nur als Trittbrettfahrer gelten, habe man noch nicht erlebt, sagte Außenamtssprecher Martin Jäger. Ein Novum sei, dass sich so genannte Sprecher der Taliban an die Öffentlichkeit wendeten und von Dingen berichteten, die durch die Realität nicht gedeckt seien. So sei am Samstag die Mitteilung in Umlauf gebracht worden, das Ultimatum für die deutsche Geisel laufe ab. Später habe sich das als "infame Propaganda" erwiesen. Die so genannten Sprecher würden die Medienberichte in Deutschland genau verfolgen und darauf reagieren, sagte Jäger. Die Taliban hatten zuvor eine neue Forderung gestellt. Da die Bundesregierung einen zunächst geforderten Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan ablehnt, wollen sie stattdessen nun die Freilassung von zehn Taliban-Kämpfern aus afghanischer Haft erreichen, sagte der Taliban-Sprecher.
Update: Das Außenministerium hat inzwischen noch einmal nachgelegt: Im ARD-«Morgenmagazin» sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger, am Donnerstag: «Wir haben es nicht nur mit der Ebene der Attentate, der Massaker und Hinrichtungen zu tun, sondern wir haben es mit einem Phänomen zu tun, das Journalisten Medienkrieg genannt haben. Krieg mit Worten.» Jäger sagte, es werde von Seiten der Taliban sehr effizient mit dem Instrument der Propaganda gearbeitet. Jäger sagte, es handele sich bei den Taliban um «ausgesprochene Profis». «Das sind die Zeremonienmeister des Terrors.» Sie führten die Listen ihrer Schandtaten im Internet und beobachteten ganz gezielt die politische Diskussion in Europa, um darauf Einfluss zu nehmen.

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