2007-08-02

Die Stimme der Taliban

--- Die Welt betrachtet den Medienkrieg der Steinzeit-Kämpfer:
Er telefoniert viel. Er wird seit zwei Wochen in westlichen Medien nahezu täglich zitiert. Vor allem in Deutschland und in Südkorea. Dabei wirkt er in seinen Anrufen bei Agenturjournalisten nicht einmal eloquent, sondern recht einsilbig. So als habe er nur Texte, die er ablese, aber kein darüber hinaus reichendes Wissen. Er spricht Paschtu, offenbar ausschließlich. Sein Name: Muhammed Jusuf Ahmadi. In anderer Schreibweise: Kari Mohammed Yusuf. Beruf: unbekannt. Aktuelle Tätigkeit: autorisierter Sprecher der Taliban. Muhammed Jusuf Ahmadi, von dem nicht einmal der Bundesnachrichtendienst ein Foto besitzt, ist nicht das Hirn der Taliban und nicht ihr Gesicht. Er ist einfach nur ihre aktuelle Stimme. Er versorgt die Medien mit den Schlagzeilen des nächsten Tages: „Wir haben zwei Deutsche entführt.“ – „23 koreanischen Geiseln befinden sich in unserer Hand.“ – „Das Ultimatum läuft.“ – „Beide Deutsche sind hingerichtet worden.“– „Eine letzte Frist für die Koreaner.“ – „Dem Deutschen geht es schlecht.“ Auf den Wahrheitsgehalt kommt es Jusuf Ahmadi erkennbar nicht an. ... ie von Mullah Omar geführten Krieger wider die Moderne haben sich mit moderner Technik ausgerüstet, um die „Ungläubigen“ auf dem Schlachtfeld der medialen Öffentlichkeit zu besiegen. ... Hatten die Taliban in dem von ihnen beherrschten „Islamischen Emirat Afghanistan“ Fernsehen, Musik, Kino und Internet unter drakonische Strafen gestellt, agieren sie heute aus ihren Höhlen und Unterständen mit Hörfunksendern, professionellen Web-Sites und eitlen Selbstdarstellungen vor westlichen TV-Kameras. ... Die Drehbücher zu derartigen Inszenierungen schreibt das „Taliban-Medien-Komitee“, gegründet 1993 kurz nach Ende der sowjetischen Besatzung. Abdul Hay Mudmateeb leitet die PR-Zentrale der Islamisten. Die Handy-Nummern und E-Mail-Adressen von Mudmateeb und seinen beiden Haupt-Sprechern Muhammed Jusuf Ahmadi und Zbiabullah Mujahed liegen Geheimdiensten und Journalisten vor. ... Der Rückhalt der Taliban ist unter den Paschtunen immer noch groß. Immerhin waren es die Islamisten, die mit Korruption aufräumten, den Russen entgegen traten und die Macht der Warlords tadschikischer oder usbekischer Abstammung brachen. Aber BND-Experten schätzen den harten Kern der Taliban nur noch auf einige tausende Mann. Um sie herum agieren zigtausende Anhänger und Söldner mit begrenzter Loyalität.
Und sonst: Der Pressefreiheit gehts hierzulande anscheinend mal wieder an den Kragen: Ermittlungen gegen Journalisten. Mehrere Staatsanwaltschaften ermitteln jetzt gegen 17 Journalisten, weil sie aus geheimen Akten des BND-Untersuchungsausschusses zitiert haben sollen

Labels: , , ,