Berlusconi meldet sich auf der Politbühne zurück
--- Mit seiner alten Aufteilung der Welt in schwarz und weiß sowie einem neuen Gelöbnis zum Kampf für die "Freiheit" hat sich Selbstinszenierungskünstler Berlusconi auf der schon immer besonders bunten politischen Bühne Italiens zurückgemeldet:
Am Ende regnet es Konfetti. Dicht fallen Flocken von der Decke, groß wie Visitenkarten, schneeweiß und himmelblau. Die Fahnen wehen, und in den hinteren Reihen hält es niemanden mehr auf seinen Plätzen. Nach vorn drängen sie, nach vorn, wo ein Mann im dunkelblauen Anzug im Flockensturm die Hände ausbreitet. Länger als drei Stunden hatten die 8000 in der römischen Messehalle auf ihn gewartet, bis er endlich die Bühne betrat, rechtzeitig vor den Abendnachrichten im Fernsehen. Er sprach zu ihnen von einem Aufbruch, von einer neuen Zeit, einer besseren Regierung ... Silvio Berlusconi meldet sich zurück. "Ich bin überzeugt, dass wir im Frühjahr wählen gehen", ruft er der Menge zu und zitiert genüsslich Umfrageergebnisse, die ihm für diesen Fall eine satte Mehrheit versprechen. Der Wahlverlierer des vergangenen Jahres drängt mit Macht heraus aus seiner ungeliebten Rolle als Oppositionsführer. Er will wieder an die Regierung, mit einer neuen Partei, die das Mitte-rechts-Lager einen soll, zumindest die beiden großen Parteien, Berlusconis Forza Italia und die postfaschistische Alleanza Nazionale von Ex-Außenminister Gianfranco Fini. "Circolo della libertà", Freiheitszirkel, heißt Berlusconis neue Formation, die am Samstag in Rom zum ersten Kongress zusammengekommen ist. "Ihr seid die neue Führungsschicht", verspricht er ihnen, und sie feiern jubelnd ihren Meister. Die Organisation, die nach einem Jahr Arbeit in aller Stille auf mittlerweile 5300 Ortsverbände kommt, soll Berlusconis Waffe gegen Premierminister Romano Prodi werden ... Michela Vittoria Brambilla heißt die Frau, die seine neue Partei organisiert. Vor einem Jahr hat sie angefangen, den Freiheitszirkel zu gründen. Nebenbei führt die 39-Jährige weiter die Betriebe ihrer Familie, darunter ein Gefrierkost- und ein Tierfutterunternehmen sowie ein Stahlwerk, was ihr den Beinamen "eiserne Lady" eintrug. Die langen roten Haare, der taillierte Blazer und die tief ausgeschnittene Bluse, die Zwölf-Zentimeter-Absätze, die sie am Samstag in Rom trägt, haben dazu beigetragen, dass sie Berlusconis Liebling wurde, aber auch ihre Tatkraft, die der Meister lobt: "Sie ist eine wunderbare Person. Sie entscheidet eine Sache und setzt sie sofort um", schwärmt Berlusconi. "Sie ist eine echte Kriegsmaschine, ein Bulldozer." Hand in Hand steigen die beiden am Samstag aufs Podium, sie strahlt ihn an und küsst ihm die Hand: Wer hier der Chef ist, muss allen klar sein.Wie es weitergehen könnte, lässt sich im "Phänomen Berlusconi" nachlesen.
Labels: berlusconi, italien, SymbolischePolitik
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