2008-01-03

Sarkozy auf den Spuren von Berlusconi + Blair

--- Der französische Präsident wird mit seinem gekonnten Medienspinning zum Dauergast beim Spindoktor. Dieses Mal betrachtet die FTD seinen Hang zum Boulevard und zur pompösen Selbstinszenierung, der schon manchem Politiker aber auch das Genick gebrochen hat:
Der Präsident auf Visite im Disneyland Paris an der Seite seiner neuen Geliebten Carla Bruni, der Präsident beim Anziehen, das Bett des Präsidenten mit seiner doppelten Kopfkissengarnitur, der Präsident beim Joggen, beim Feiern, beim Urlauben - Frankreich wird derzeit überschwemmt von einer ikonoklastischen Bilderflut, die Kultur- und Politikgeschichte schreibt. Au revoir Diskretion, bonjour Bling-Bling: In lustvoller Selbstdarstellung inszeniert Nicolas Sarkozy sein privates wie politisches Leben als eine Reality-Show, die das Land in Atem hält. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass der Präsident einen neuen Mediencoup landet. Als Material taugt alles, was Sarkozy will, erlebt, tut. Trübt ein Flop wie der kommunikationspolitisch missratene Parisbesuch des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi das Image, wird die Öffentlichkeit flugs mit neuen Bildern beschäftigt und abgelenkt - siehe das Bett und die Bruni. Die Medienstrategie ist nach den Kriterien des Product-Placements meisterhaft ... Wer nach Vorbildern für Sarkozys Kommunikations- und Darstellungstechnik sucht, wird im Ausland fündig. Von Tony Blair hat der Präsident gelernt, die Medien einem nie abebbenden, selbst produzierten Strom von Ereignissen auszusetzen, der den Eindruck der Dynamik erzeugt und es Journalisten schwieriger macht, den Überblick über Vorhaben und ihre Umsetzung zu behalten. Der italienische Medienmagnat Silvio Berlusconi hat als Premier seines Landes demonstriert, dass eine Mehrheit der Wähler nichts dagegen hat, wenn der Regierungschef neben Politik das eigene Leben zum Gegenstand seiner Darstellung macht, und dass Luxuskonsum unproblematisch ist, sofern er mit volksnahem Habitus einhergeht. Warum soll sich ein Spitzenpolitiker das verweigern, was das Volk Fußballern und Popstars gönnt?
Und sonst: John Edwards - der von den Medien verdrängte Präsidentschaftkandidat der Demokraten: USA Today Squeezes Edwards Out of Race. Via PR Watch.

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