2008-03-30

Greenpeace: Angriff per Gedankenbombe

--- Heute widmet sich die Welt am Sonntag via Gastbeitrag des Soziologen und PR-Beraters Martin Ludwig Hofmann der Umweltorganisation Greenpeace und wie sie es geschafft hat, ihre Kampagnen medial zu transportieren. Hofmann spricht von "Gedankenbomben", die die Umweltschützer werfen und so eine neue Form des Kampagnenmanagements geschaffen hätten. Als Beispiel führt er eine Aktion von Greenpeace im Nordpazifik an, die 1975 stattfand und sich gegen die Schlachtung von Walen richtete. Es ging darum, dass dramatische Beweisfoto zu schießen.
"„Ich drückte mehrfach den Auslöser, dann starrte ich auf Bob Hunter. Er schaute mir direkt in die Augen und hob seine geballte Faust.“ Mission erfüllt! Greenpeace hatte, was es so dringend brauchte: Emotionsgeladene Fotos, die als Beweisstücke in einem weltweiten Krieg dienten. Munition für „Mindbombs“, die in den Köpfen der Zeitungsleser und Fernsehzuschauer zünden sollten.
Der Begriff „Gedankenbombe“ stammt von Bob Hunter, dem visionären Kopf der frühen Greenpeace-Bewegung. Inspiriert von den medientheoretischen Schriften seines kanadischen Landsmanns Marshall McLuhan, plädierte Hunter schon früh für die Übernahme von Techniken und Taktiken moderner Werbung ins Feld der neuen sozialen Bewegungen. Wenn Konzerne für ihre Produkte erfolgreich Kampagnen entwickeln können, um in das Bewusstsein der Menschen vorzudringen – warum sollte das nicht auch der Öko-Bewegung gelingen?"

Das Foto war also im Kasten, nun musste es nur noch über die Medien transportiert werden.

"Hier kommen die „Mindbombs“ ins Spiel, einfache Bilder für komplexe Zusammenhänge, die durch Medien transportiert werden und in den Köpfen der Menschen emotionale Wirkung entfalten – sprich: explodieren. Das Ganze in das Korsett einer internationalen Kampagne gepackt, umrahmt von griffigen Slogans und später sogar eigenen Merchandising-Produkten. Man denke an die hunderttausendfach verkauften Aufkleber, Poster oder T-Shirts, auf denen auch hierzulande die Weissagung der Cree-Indianer unters Volk gebracht wurde: „Am Ende werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann“."

Spindoktoren und PR-Berater nutzen die Gedankenbomben heute auch gerne.

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