Der IWF und die Welt der Zahlen
--- Wie ziehe ich weltweit als relativ unspannende Organisation die Aufmerksamkeit auf mich? Indem ich besonders unfassbare Zahlen in die Welt setze. Der Internationale Währungsfonds hat in dieser Woche behauptet, die Finanzkrise werde die Banken weltweit eine Billionen Dollar kosten, also 1 000 000 000 000 Dollar. Als Quatsch bezeichnet das heute die Süddeutsche und kommentiert den Fall treffend.
So hat der IWF, der es vor kurzem schon einmal mit 800 Milliarden in die Schlagzeilen geschafft hat, seine Billion nicht ohne Grund in dieser Woche publiziert, kurz bevor sich die wichtigsten Wirtschaftsmächte als G8 treffen. Die Herzen der Politiker sollen weich gemacht werden, bereit für den Griff in die Steuertöpfe, der die Welt vor einer möglichen Wirtschaftskrise bewahren soll.Auch andere bedienen sich der Zahlen. Etwa Hartmut Mehdorn. Mit seiner Bilanz erhöht er geschickt den Druck auf die Politik, die Bahn zu privatisieren. Andere halten es ebenso. Die Hörigkeit ob der Allmacht der Zahl, iher Objektivität, folgen am Ende alle. Die SZ hat darüber hinaus noch andere Beispiel, wie mit Zahlen öffentlich Druck ausgeübt wird. Mit Zahlen vor allem, die nicht unbedingt richtig sein müssen.
Auch anderswo werden Zahlen gern genutzt, um Entscheidungen zu beschleunigen. Rechnen Naturwissenschaftler per Modell aus, wie sich eine ebenfalls im Modell kalkulierte Erderwärmung von ein, zwei oder drei Grad Celsius im Wirtschaftswachstum niederschlägt, hoffen sie auf Schlagzeilen und damit auf Prestige, das neue Aufträge bringen könnte.
Ja, ja der Klimawandel. Ist irgendwie gerade nicht mehr so schlimm, oder?
Zurecht weist der Autor darauf hin, dass gerne auch Zahlen unterschlagen werden, wenn sie unangenehm sind.
Ob bei Siemens oder anderswo: Kaum ist die neue Nummer eins an Bord, werden die Zahlen schrecklich. Da zerrt einer die Sünden des Vorgängers ans Licht, um später als Sanierer zu glänzen. Auch Mitarbeiter lernen schnell, woher der Zahlenwind weht. Verlangt der Chef mehr Umsatz, wird der Preis gedrückt. Bekommt derjenige den Bonus, der die Rendite steigert, verkauft er lieber weniger und dafür teurer.
So genau möchte man dann doch nicht wissen, was die in dieser Woche verkündete Rentenerhöhung kommende Generationen kosten wird. Und auch beim Transrapid wurde lange darüber hinweggesehen, was jeder Fachmann hätte wissen müssen: dass sich die Magnetbahn, so wie geplant, nicht finanzieren lässt.
Ohne Zweifel: Zahlen sind lebenswichtig, und häufig hilft es, noch einmal nachzurechnen. Zuweilen sollten Entscheider jedoch der Versuchung des Zahlenspiels widerstehen. Immer dann, wenn sie wissen, dass sie eigentlich nichts wissen.
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