Ex-Bush-Sprecher Scott McClellan packt aus

Das Timing hat Symbolcharakter. «Memorial Day» ist gerade zu Ende, US-Präsident George W. Bush hatte sich vor den Kriegstoten verbeugt, da ließ der ehemalige Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, die Bombe platzen. Schlimmere Vorwürfe können von einem ehemaligen Vertrauten gegen «seinen» Präsidenten kaum erhoben werden. Im Klartext gipfelt das neue Buch McClellans in der Anklage, der Präsident der mächtigsten Nation der Welt habe den Irakkrieg mit Tricks, Manipulationen und einer Strategie des «totalen Betrugs» bewusst und absichtlich herbeigeführt. Die Vorwürfe sind so ungeheuerlich, dass das Weiße Haus klarstellte, dass Bush darauf gar nicht erst einzugehen gedenke...Was ist nur in den sonst so gemütlich wirkenden Texaner gefahren, fragt man sich da? Geht es nur um die Ankurbelung des Buchverkaufs? Jay Rosen versucht sich mit Erklärungen, denen zufolge Scott schon immer ein "Narr" am Hof des Königs gewesen sei und von den damit einhergehenden Freiheiten nun Gebrauch mache und verweist dabei auch auf eine Reihe NBC-Videos zum Thema: McClellan’s story (in my paraphrase)… I was stupid, I allowed myself to be fooled by them. I was misled, and I was misguided by the people who were supposed to guide me so I don’t die out there. I trusted the wrong people, but they were the top people. I see now that I was the public speaking part of a propaganda mission. The people running it let me lie for them. They destroyed their own press secretary when they did that. The American people rejected us because we didn’t level with them. I know, because I was the one not leveling…. And just below the surface of the words. A dream I had about public service died inside when I lied for you from the White House podium. I blame myself for not seeing that. And now I turn to your part in those events. I never expected McClellan to write a book about being the jerk at the podium for Bush, or to make connections between his experience and the larger wreckage of the Bush presidency. He’s not only done that; he’s clearly ready to hit the circuit and explain himself. Zur Geschichte und den Hintergründen der Entwicklung des Spinnings im Weißen Haus und der damit einhergehenden Gängelung der Presse hat Rosen noch einige interessante Punkte zusammengetragen.
Zwar sind viele Vorwürfe nicht ganz neu, wohl aber, dass sie von einem langjährigen, engsten Vertrauten in aller Länge publik gemacht werden. Bush und McClellan waren «Buddies» (Kumpels) aus alten Texas Zeiten, noch bei seiner Verabschiedung vor zwei Jahren lobte Bush die «Klasse und die Integrität» des Sprechers. Es gab schon viele enge Mitarbeiter, die sich in den vergangenen Monaten vom zusehends unpopulären Bush abgesetzt hatten, manche äußerten sich kritisch über den alten Chef - doch niemand hat ihm so ungeschminkt Versagen und Betrug vorgeworfen. Statt politischer Substanz und sachlich-professioneller Abwägung hätten Bush und seine Mannen eine «politische Propaganda-Kampagne» geführt. Strippenzieher hinter den Kulissen sei Vizepräsident Dick Cheney gewesen, den McClellan als einen «Zauberer» beschreibt, der Politik macht, ohne dabei Fingerabdrücke zu hinterlassen. «Selling the War» (Den Krieg verkaufen) ist eines der Schlüsselkapitel überschrieben. Das Fazit des Buches heißt kurz und vernichtend: «Der Irakkrieg war nicht notwendig.»
Labels: bush, irak, propaganda, spin