2010-07-26

Wikileaks veröffentlicht afghanisches "Kriegstagebuch"

--- Die Wikileaks-Crew ist der Ansicht, dass sich das Bild des Afghanistan-Kriegs in der Bevölkerung noch verdüstern lässt. Die Hackerjungs rund um Julian Assange haben daher knapp 92.000 mehr oder weniger geheime und ungefilterte Militär-Berichte über die sich seit neun Jahren hinschleppende Auseinandersetzung mit den Taliban veröffentlicht und vorab der New York Times, dem Guardian und dem Spiegel zur Analyse zur Verfügung gestellt. Die drei Presseorgane haben daher bereits recht umfangreiche eigene Webangebote zu den Dokumenten gleichzeitig am Sonntagabend veröffentlicht, das Nachrichtenmagazin aus Hamburg sogar die Auslieferung seiner Printausgabe um rund einen Tag verzögert. Am ausführlichsten und am besten verlinkt scheint die Berichterstattung des Guardian auszufallen. Bahnbrechend Neues enthalten die "Warlogs" in Form vieler im Militärjargon gehaltener Nachrichten vom Feld aber offenbar nicht, auch wenn sie die Transparenz rund um das Geschehen vor Ort für Wissbegierige enorm erhöhen. Das Spiegel-Reporterteam schreibt über die Feldberichtet:
Diese zeichnen fast neun Jahre nach Kriegsbeginn ein düsteres Bild. Sie beschreiben gerade die afghanischen Sicherheitskräfte als hilflose Opfer der Anschläge durch Taliban. Sie vermitteln einen zwiespältigen Eindruck von den Drohneneinsätzen, jener amerikanischen Wunderwaffe, die durchaus verwundbar ist. Sie zeigen auch, dass der Krieg im Norden des Landes, wo die deutschen Truppen stationiert sind, immer bedrohlicher wird. Die Zahl der Warnungen vor Taliban-Anschlägen hat sich dort im vorigen Jahr drastisch erhöht - angeheizt von den Hintermännern dieses Kriegs, den Strippenziehern in Pakistan.
Assange geht trotzdem davon aus, dass das Kriegslogbuch nachdrücklich wirken wird: "Das Material wirft ein Schlaglicht auf die alltägliche Brutalität und das Elend des Krieges. Es wird die öffentliche Meinung verändern und auch die von Menschen mit politischem und diplomatischem Einfluss." In der Fülle stelle das Material alles in den Schatten, was über den Krieg in Afghanistan gesagt worden sei. "Diese Daten sind die umfassendste Beschreibung eines Krieges, die es jemals während eines laufenden bewaffneten Konflikts gegeben hat." Die Zusammenarbeit mit ausgewählten Medien hatte der führende Kopf hinter Wikileaks Ende vergangenen Jahres bereits angekündigt. Für die Plattform auf jeden Fall ein weiterer Coup nach dem Irak-Video "Collateral Murder".

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