2011-05-23

Ole Schröder & TFTP: Data Mining gegen den Terror oder Filesharing?

--- Wenn es um Fachthematiken geht, ist die Ahnungslosigkeit bei manchen Volksvertretern und Regierungsangehörigen ja oft recht groß ("Was sind jetzt noch mal Browser?"). Abkürzungen machen Politikern das Leben aber auch nicht leichter. So gab Ole Schröder (CDU), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, in einer Antwort auf Anfragen von Politikern der Linken und der Grünen kürzlich dem TFTP einen besonderen Spin. Die beiden Abgeordneten wollten Einzelzeiten zum Transfer von Bankdaten des Finanznetzwerks SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) wissen und erwähnten in diesem Zusammenhang auch das US-Unterfangen "Terrorist Finance Tracking Program" zur Auswertung der Überweisungsinformationen mit der dafür gängigen Abkürzung TFTP. Schröder antwortete darauf schriftlich laut Bundestagsprotokoll vom 6. April 2011:
Die Bundesregierung unterstützt die von der Europäischen Kommission in ihrem am 17. März 2011 veröffentlichten Evaluierungsbericht über die Umsetzung des Trivial File Transfer Protocol-Abkommens, TFTP, gemachten Verbesserungsvorschläge ...
Ups, da hat ein Praktikant offenbar voller Eifer gegoogelt und bei der Abkürzung den in den Suchergebnissen oben liegenden Wikipedia-Eintrag zu dem Dateiübertragungsprotokoll ausgemacht und dieses mit den Anti-Terror-Bemühungen der USA durcheinander gebracht. Nach Ansicht mancher Politiker sind Nutzer, die illegal Dateien tauschen, aber auch eine Form von Cyber-Terroristen, sodass sich der Kreis doch wieder schließt. Aufgefallen ist die Verwechslung dem Büro des fraktionslosen österreichischen EU-Abgeordneten Martin Ehrenhauser, der sich seit Längerem gegen den von EU-Seite aus bislang kaum kontrollierten Datenabfluss bei SWIFT einsetzt.

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